Oscar Pletsch (1830 - 1888)

Oskar Pletsch

Einer der beliebtesten und erfolgreichste Kinderbuch Illustrator der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Oscar Pletsch. Als Sohn eines Oberfeuerwerkers und Zeichenlehrers an der Artillerieschule wurde er am 26. März 1830 in Berlin geboren. Es gelingt dem Sechzehnjährigen, der zur Freude des Vaters jede freie Minute zum Zeichnen nutzte, einen Lehrer der Dresdner Kunstakademie für seine Arbeiten zu interessieren. Die Eltern besitzen jedoch kein Geld, um ihren Sohn dem Ruf des Meisters folgen zu lassen. Nur Dank eines Stipendiums kann der junge Pletsch von 1846 - 1850 die Dresdner Kunstakademie besuchen. Hier nimmt er an Ludwig Richters Klasse im Landschaftszeichnen teil. Im Jahre 1855 wohnt er ein Jahr lang bei Richter und überträgt viele Zeichnungen für ihn auf den Holzstock. Der Einfluß Ludwig Richters ist in den Zeichnungen und Holzschnitten von Pletsch unverkennbar.

Militärtzeit im Kaiserreich

Die Militärpflicht ruft ihn 1855 nach Berlin. Pletsch ernährt sich und die Seinen recht kümmerlich durch Zeichenunterricht und gelegentliche Illustrationen für Zeitungen. Allmählich erhält er jedoch wieder größere Aufträge und wird auch zur Illustration der "Deutschen Volksbücher" von Gustav Schwab herangezogen. Da wird 1859 in Preußen erneut die Mobilmachung angeordnet und Pletsch muß zum Landsturm einrücken. Um davon entbunden zu werden, überreicht er einige Kinderzeichnungen dem Kronprinzenpaar, mit einer Widmung für den im selben Jahr geborenen Prinzen Wilhelm, den späteren Kaiser Wilhelm II. Pletsch wird zwar ohnehin entlassen, da die kriegerischen Auseinandersetzungen beigelegt wurden, doch seine Kinderzeichnungen mit der Widmung finden einen Verleger und werden unter dem Titel »Die Kinderstube« in 36 Bildern verlegt. Damit wird Pletsch über Nacht bekannt. In kurzer Zeit sind mehrere Auflagen vergriffen. Ermutigt weitere Holzschnittfolgen aus dem Kinderleben zu schaffen, veröffentlicht er in den nächsten Jahren allein im Dresdner Verlag von J. Heinrich Richter, dem Sohn Ludwig Richters, und in der Weidmannschen Buchhandlung, Berlin zehn Bilderbücher. Der Verlag von Alfons Dürr in Leipzig erwirbt 1868 die in Berlin erschienenen Bilderbücher und bringt sie in neuen Auflagen heraus. Die Texte werden durch Verse von Julius Lohmeyer und Friedrich Oldenberg ersetzt. Jahr für Jahr erscheinen neue Bilderbücher, jedes in einer Auflage von 4.000 Exemplaren. Es wurden englische und sogar einige französische, holländische, russische und schwedische Auflagen veranstaltet.

Kreative Schaffenszeit

Pletsch ist außerdem noch an größeren Gemeinschaftswerken in verschiednen Verlagen beteiligt und hat die künstlerische Leitung der von 1873-1885 erscheinenden führenden Zeitung »Deutsche Jungend« inne. Für zahlreiche weitere Zeitschriften führt er Holzschnitte aus. Auf der Höhe seines Erfolges erwirbt Pletsch 1872 ein Häuschen in Niederlößnitz bei Dresden. 1877 wird ihm der Professorentitel verliehen. Als Dürr 1883 den Verlag von J. Heinrich Richter kauft, übernimmt er auch die Pletschbücher, von denen er noch zwei im selben Jahr, mit neuen Versen von Julius Lohmeyer versehen, erscheinen lässt. Bald lässt jedoch das Interesse an den Illustrationen von Pletsch nach, seine Bilderbücher „gehen nicht mehr“. Er ist mit Illustrationen noch an Werken beteiligt und arbeitet für einige Zeitschriften, doch neue Bücher erscheinen nicht mehr und von den früheren Büchern werden zwischen 1884 - 1896 nur drei wieder aufgelegt. Am 12. Januar 1888 schließt er für immer die Augen. Oscar Pletsch hatte es verstanden, dem Kinderleben immer neue Seiten abzulauschen, unerschöpflich war er im Erfinden neuer Situationen, mit deren Darstellungen er bei groß und klein beliebt war.
- Birgit Strehler M. A.-